Unfälle haben für die Betroffenen oft einschneidende Folgen, etwa dann, wenn mit dem Unfallereignis eine mittlere bis schwere körperliche Schädigung einhergeht. Speziell nach schweren Unfällen sind aber nicht nur die Unfallopfer selbst betroffen, sondern auch deren Familien. In welchen Altersgruppen sind die Risiken aber besonders hoch? Inzwischen existieren nicht nur Erhebungen für die Umfelder, in denen Unfälle immer wieder auftreten können, auch die Altersverteilung lässt sich mittlerweile nachvollziehen.
Vergleicht man zum Beispiel die Zahl der Unfälle im Bereich der gesetzlichen Unfallversicherung, die am Arbeitsplatz und in der Schule auftreten, wird überraschenderweise deutlich, dass Schüler scheinbar einem höheren Risiko ausgesetzt sind als Beschäftigte am Arbeitsplatz. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2011/12 zählte das Statistische Bundesamt rund 11,4 Mio. Schüler, die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen lag dagegen im April 2012 bei 28,6 Mio. Setzt man die Unfallzahlen aus dem Jahr 2009 mit den aktuellen Beschäftigungs-/Schülerzahlen in ein Verhältnis, ergibt sich für Schüler ein etwa um den Faktor 3 höheres Unfallrisiko.
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2007
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2008
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2009
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Arbeit |
1,09 Mio. |
1,10 Mio. |
1,03 Mio. |
Schule |
1,34 Mio. |
1,39 Mio. |
1,31 Mio. |
Der Tatsache, dass Schüler und damit Heranwachsende im Bereich der gesetzlichen Unfallversicherung einem erheblichen Unfallrisiko gegenüberstehen, scheinen die Unfallzahlen in der Freizeit allerdings nicht zu folgen. Wertet man die Daten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin für das Jahr 2000 aus, machen Heranwachsende bis 15 Jahre gerade einmal 10 Prozent der Unfallereigenisse aus. Selbst wenn die Altergruppe bis 24 einbezogen wird, ergibt sich ein Anteil von rund 26 Prozent, was in etwa dem Anteil der Altersgruppe an der deutschen Gesamtbevölkerung entspricht.
Übersicht zu den Unfallhäufigkeiten in Prozent in der Freizeit für das Jahr 2000, getrennt nach Altersgruppen (Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin; Angaben in Prozent)
Eine weitere Möglichkeit, die Unfallzahlen nach Personengruppen aufzuschlüsseln, besteht in einer Trennung nach den Geschlechtern der Betroffenen. Hier lässt sich ein Trend ablesen, demzufolge Männer geringfügig häufiger in Unfallereignisse verwickelt sind. So lagen die Zahlen bei den Frauen im Jahr 1996 bei 48 Prozent und im Jahr 2000 bei 48,2 Prozent. Männer waren entsprechend häufiger betroffen. Im Jahr 1996 entfielen 52 Prozent der Unfallgeschehnisse auf Männer, 2000 waren es immer noch 51,8 Prozent. In diesem Bereich scheint die Verteilung der Unfallereignisse also eher einem festen Trend zu folgen.
Für die Ursachensuche müssen eventuelle geschlechterspezifische Unterschiede in den Beschäftigungsstrukturen außen vorbleiben, da sich die Zahlen ausschließlich auf den Bereich Heim und Freizeit beziehen. Eine mögliche Erklärung wäre aber zum Beispiel, dass Männer risikobereiter in den Bereich Sport bzw. Heimwerken sind, es daher hier zu einer höheren Unfallwahrscheinlichkeit kommt.
Unfallsituation bei Kindern
Speziell, wenn Kinder durch einen Unfall verunglücken, können sich durch schwere Verletzungen und deren Langzeitfolgen erhebliche Probleme ergeben, welche den gesamten Lebensweg der Betroffenen beeinflussen. Wie gefährdet sind Kinder aber tatsächlich? Hierfür sollen Daten aus den Jahren 2009 und 2010 herangezogen werden. Der Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e. V. nach lag die absolute Unfallzahl der Kinder bis einschließlich 14 Jahre in allen Lebensbereichen bei 1,673 Mio., woraus sich folgendes Unfallgeschehen ableiten lässt:
Unfallschwerpunkt |
Unfallzahl |
Unfallhäufigkeit (in %; 11,078 Mio. Kinder gesamt) |
Unfälle gesamt |
1.673.000,00
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15,10
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– davon Verkehr |
147.057,00
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1,33
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– davon Schule/Kita |
988.943,00
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8,93
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– davon Heim/Garten |
298.000,00
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2,69
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– davon Sport/Freizeit |
242.000,00
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2,18
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Unfallschwerpunkte bei Kindern im Jahr 2009, bezogen auf einen Bevölkerungsanteil von 11,078 Mio. Kindern (Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e. V.)
Wie sich den Daten entnehmen lässt, sind Kinder in der Schule einem erheblichen Unfallrisiko ausgesetzt, mit gerade 1,33 Prozent nimmt das Verkehrsgeschehen einen überraschend niedrigen Anteil ein. Neben der absoluten Häufigkeit für die gesamte Altersgruppe bis 15 Jahre ist gerade für Eltern von Interesse, wie sich die Unfallrisiken in den einzelnen Altersgruppen entwickeln.
Entwicklung des Unfallgeschehens bei Kindern für 2010 in Abhängigkeit vom Alter, abgebildet ist die Häufigkeit stationärer Behandlungen pro 1.000 Einwohner (Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e. V.)
Die Zahlen vergangener Jahre zeigen zwar, dass Kinder im Gesamtdurchschnitt keinem größeren Unfallrisiko ausgesetzt sind als andere Altersgruppen. Allerdings scheinen gerade in der Gruppe der unter 15-Jährigen die Unfallschwerpunkte im Kleinkindalter zu liegen. Zudem lässt sich eine weitere Tatsache an den Zahlen ablesen. Für die Datenerhebung der Unfallzahlen nach Schwerpunkten hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e. V. nur Kinder unter 15 Jahren berücksichtigt.
Setzt man die Unfallzahlen aus Schule und Kita (988.943) ins Verhältnis zu den gesamten meldepflichtigen Schulunfällen in der DGUV (1.250.552), ergibt sich ein Anteil der unter 15-Jährigen von 79 Prozent, was für eine hohe Gefährdung in jüngeren Lebensphasen spricht.