Warum privat gegen Berufsunfähigkeit vorsorgen?
Im August 2012 lag die Zahl der registrierten Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland bei 29,1 Mio. Ausgehend von rund 80 Mio. Bundesbürgern geht also rund ein Drittel einer Beschäftigung nach (Selbständige und Freiberufler nicht mitgerechnet). Warum der Beruf für viele Bürger so wichtig ist, liegt auf der Hand. Ohne die Einkünfte ließen sich weder Mieten noch Strom, Lebensmittel oder andere Posten der täglichen Lebenshaltung bestreiten. Und natürlich auch kein Euro für schlechte Zeiten oder den Ruhestand zurücklegen.
Gesetzliche Vorsorge mit großen Lücken
Ein Ausfall der Erwerbsfähigkeit zieht folgerichtig erhebliche Kreise. Angefangen von den finanziellen Einschnitten bis hin zur psychischen Belastung. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt. Die staatliche Unterstützung ist alles andere als ausreichend. Zwar stehen Beschäftigten die Lohnfortzahlung und Krankengeld zu. Allerdings erstreckt sich beides auf einen zeitlich begrenzten Horizont. Was kommt danach? Im Fall einer vollständigen Erwerbsunfähigkeit stellt sich zwar die gesetzliche Rentenversicherung vor Betroffene. Die Höhe der Erwerbsminderungsrente ist aber in den seltenen Fällen ausreichend. Noch dramatischer wird die Situation für den Fall der teilweisen Erwerbsminderung.
Renteneintrittsalter |
Männer |
Frauen |
47 |
639,05 Euro |
637,59 Euro |
50 |
657,61 Euro |
615,98 Euro |
55 |
702,76 Euro |
605,71 Euro |
57 |
725,25 Euro |
596,57 Euro |
60 |
693,07 Euro |
483,51 Euro |
Ø |
661,51 Euro |
607,17 Euro |
Beispiele zum durchschnittlichen Rentenzahlbetrag der gesetzlichen vollen Erwerbsminderungsrente (Quelle: Statistik der Deutschen Rentenversicherung, Rentenzugang 2011; Tabellen 201.01 Z u. 201.02 Z)
Zwei Gründe, die für eine private Vorsorge sprechen. Dabei ist nicht die Erwerbsunfähigkeit das Maß der Dinge. Häufig reicht es aus, wenn Betroffene ihrem Beruf nicht mehr nachgehen können, um eine Lawine loszutreten.
Die richtige finanzielle Vorsorge
Aufgrund der Schwierigkeiten, welche mit der Berufsunfähigkeit verbunden sind, raten selbst Verbraucherexperten zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Abseits der Tatsache, dass die Rentenversicherung die Messlatte für Versicherte in Bezug auf die Erwerbsminderungsrente hoch legt, sind es vor allem die finanziellen Folgen. Vergleicht man das frühere Einkommen mit der Rente, ergeben sich schnell Versorgungslücken von zwei Dritteln.
Selbst Renten der gesetzlichen Unfallversicherung, die in Bezug auf deren Höhe Versicherte deutlich besser stellen, erreichen nicht das frühere Einkommen. Einzig und allein durch den privaten Part der Vorsorge lässt sich die Einkommenslücke schließen. Dass die Berufsunfähigkeitsversicherung hier alle Trümpfe in der Hand hält und selbst die private Erwerbsunfähigkeits- oder Unfallversicherung aussticht, hat mehrere Gründe.
Einerseits berücksichtigt die Anspruchsgrundlage der BU-Versicherung nicht die Erwerbsfähigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, sie richtet den Fokus auf die berufliche Tätigkeit. Auf der anderen Seite fasst die Berufsunfähigkeitsversicherung den Rahmen möglicher Ursachen sehr weit – es kommen Unfall, Krankheit und Kräfteverfall in Betracht. Daneben empfiehlt sich die BU-Versicherung noch aus einem anderen Grund. Versicherte legen die Höhe der Versicherungssumme selbst fest und können ihr Einkommen auf diese Weise angemessen absichern.
Berufsunfähigkeit betrifft die Mitte der Gesellschaft
Dass private Vorsorge notwendig ist, ergibt sich nicht nur aus dem unzureichenden gesetzlichen Rahmen. Vielmehr muss sich jeder darüber klar sein, dass Berufsunfähigkeit keine Randnotiz im Lebenslauf weniger ist, sie betrifft die Mitte der Gesellschaft. Im Jahr 2011 lag die Zahl der bewilligten Erwerbsminderungsrenten – verglichen mit der Zahl aller Rentenzugänge – bei rund einem Fünftel.
Behält man im Hinterkopf, dass die Ablehnungsquote der gesetzlichen Rentenversicherung bei rund 42 Prozent liegt und Bezieher von Unfallrenten (getragen von der gesetzlichen Unfallversicherung) in deren Statistiken teilweise ebenfalls keinen Eingang finden, ist die „Dunkelziffer“ für den Eintritt der Berufsunfähigkeit mit aller Wahrscheinlichkeit höher.
Was bedeutet dies praktisch? Die Zahlen der Neuzugänge in der Rentenversicherung lassen den Schluss zu, dass jeder 5. Versicherte vor dem Erreichen der Altersrente wegen gesundheitlicher Einschränkungen aus dem Erwerbsleben ganz oder teilweise ausscheiden muss. Zur Verdeutlichung: Für den März 2012 gehen aus den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit in der Altersgruppe zwischen 20 – 25 Jahre 2,5 Mio. Beschäftigte hervor. 500.000 müssen angesichts der Eintrittsquote in die Erwerbsminderungsrente damit rechnen, vor der Regelaltersrente mit dem Problem Erwerbsunfähigkeit konfrontiert zu werden.
Ein einfaches Zahlenmodell, das zeigt, warum viele Verbraucher mit der Berufsunfähigkeit rechnen müssen. Und unterstreicht, weshalb die private Vorsorge durchaus Sinn macht. Denn der Blick auf Ursachen für eine Erwerbsminderung verdeutlicht, warum heute ein breites Berufs- und Tätigkeitsspektrum betroffen sein kann. Angestellte in der Verwaltung oder dem kaufmännischen Bereich können sich nicht mehr auf der antiquierten Haltung ausruhen, dass Berufsunfähigkeit ein Problem von Berufsbildern mit körperlich schwerer Arbeit ist.
Wer sollte mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung vorsorgen
Die Berufsunfähigkeitsversicherung bietet einen sinnvollen Versicherungsschutz, fehlt in vielen Haushalten dennoch. Dabei ist deren Abschluss für bestimmte Personengruppen durchaus ratsam. Dazu gehören junge Arbeitnehmer und Familien. Beides Personengruppen, für welche das Eintreten einer verminderten Erwerbsfähigkeit/die Berufsunfähigkeit erhebliche finanzielle Risiken birgt.
Bezüglich eines Grenzalters, ab dem sich der Abschluss einer BU-Versicherung nicht mehr lohnt, sind pauschale Angaben schwierig, da verschiedene individuelle Faktoren eine Rolle spielen. Dazu kommt, dass für alle, deren Geburtsdatum vor dem 2. Januar 1961 liegt, nach wie vor ein Berufsunfähigkeitsbegriff im Regelwerk der gesetzlichen Rentenversicherung verankert ist. Gerade für ältere Arbeitnehmergenerationen ist der Abschluss einer BU-Versicherung aus diesem Grund nur bedingt notwendig. Sind zudem nur noch wenige Jahre bis zum Erreichen des Rentenalters zurückzulegen, kann auf diese Absicherung möglicherweise verzichtet werden.
Altersgruppe |
Nettogeldvermögen |
Nettogesamtvermögen |
unter 25 |
7.700 Euro |
15.700 Euro |
25 – 35 |
17.100 Euro |
38.000 Euro |
35 – 45 |
34.800 Euro |
95.800 Euro |
45 – 55 |
48.000 Euro |
132.500 Euro |
55 – 65 |
66.600 Euro |
168.700 Euro |
65 – 70 |
56.500 Euro |
158.000 Euro |
Verteilung des Vermögens nach verschiedenen Altersklassen (Quelle: Statistisches Bundesamt; Einkommens- und Verbrauchsstichprobe Geld- und Immobilienvermögen sowie Schulden privater Haushalte 2008)
Renteneintrittsalter |
Männer |
Frauen |
60 |
965,54 Euro |
595,10 Euro |
61 |
983,46 Euro |
661,20 Euro |
62 |
1.137,59 Euro |
712,23 Euro |
63 |
1.068,91 Euro |
726,73 Euro |
64 |
1.131,90 Euro |
737,30 Euro |
65 |
696,21 Euro |
375,62 Euro |
66 |
287,21 Euro |
190,19 Euro |
67 |
301,42 Euro |
166,09 Euro |
Verteilung der durchschnittlichen Rentenzahlbeträge (insgesamt) von Altersrenten für Männer und Frauen in Bezug zum Renteneintrittsalter (Quelle: Statistik der Deutschen Rentenversicherung, Rentenzugang 2011; Tabelle 301.00 Z)