Kosten in der gesetzlichen Unfallversicherung
In der gesetzlichen Unfallversicherung ist ein breiter Personenkreis versichert, denn anders als im Rahmen der Krankenversicherung können sich Beschäftigte, Auszubildende und einige Unternehmer nicht privat absichern, sondern sind per Gesetz Mitglied bei einem der drei großen Trägergruppen der GUV. Anhand dieser breiten Masse an Versicherten und der Tatsache, dass sich Unfälle ereignen, lässt sich ermessen, welche Kosten die Unfallversicherung auffangen muss.
Welche Kosten letztlich den Einnahmen aus den Beiträgen der Unternehmen gegnüberstehen, lässt sich anhand der jährlich veröffentlichten Geschäftsberichte entnehmen. So geben die Zahlenberichte der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung einen Einblick, wie hoch die Kosten der GUV in den einzelnen Bereichen sind.
Auffällig ist, dass die Renten wegen Unfall scheinbar in ihrem Anteil zu stagnieren scheinen, während die Aufwendungen für Entschädigungen und Heilbehandlungen seit einigen Jahren scheinbar spürbar zunehmen.
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Entgelt (in 1.000 Euro) |
Aufwendungen für Entschädigungsleistungen (in 1.000 Euro) |
Aufwendungen für Heilbehandlungen (in 1.000 Euro) |
Aufwendungen für Renten (in 1.000 Euro)* |
2000
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658.312.032
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8.542.477
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2.817.785
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3.863.449
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2001
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670.783.992
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8.599.249
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2.832.270
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3.914.986
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2002
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676.018.073
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8.789.492
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2.915.904
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3.982.916
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2003
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672.491.411
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8.806.739
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2.860.312
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4.017.914
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2004
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669.744.954
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8.764.536
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2.854.925
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4.006.454
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2005
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667.124.351
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8.675.926
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2.861.599
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3.987.306
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2006
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681.330.715
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8.666.241
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2.950.789
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3.941.354
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2007
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706.317.684
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8.575.052
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2.955.801
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3.897.356
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2008
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735.867.188
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8.727.941
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3.114.170
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3.894.222
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2009
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722.238.047
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9.026.984
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3.284.596
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3.994.375
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Übersicht zu einigen wichtigen Kennzahlen der gesetzlichen Unfallversicherung (Quelle: DGUV; die Entgelte liegen der Beitragserhebung zugrunde und sind damit maßgebliche Messgröße für die Einnahmen der gesetzlichen Unfallversicherung) *Renten ohne Witwer/Witwen und Waisen
Übersicht zu den Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung. Deutlich zu erkennen ist ein spürbarer Anstieg der Ausgaben für Entschädigungen und Heilbehandlungen ab dem Jahr 2007 bei gleichbleibenden Leistungen für die Unfallrenten (Quelle: DGUV)
Allerdings zeigt ein Blick auf den Rentenbestand in der gesetzlichen Unfallversicherung, dass deren Zahl in den letzten Jahren deutlich abgenommen hat. Letztlich scheint sich auch hier eine Tatsache anzudeuten: Trotz weniger Leistungsempfänger steigen die Aufwandungen pro Versichertem. Eine mögliche Ursache ist die Kopplung der Renten an den Jahresverdienst, welcher erfahrungsgemäß in den letzten Jahren kontinierlich gestiegen ist.
Übersicht zur Entwicklung des Rentenbestands und zu den Aufwendungen für Unfallrenten in der gesetzlichen Unfallversicherung für den Zeitraum zwischen 2000 und 2010 (Quelle: DGUV Zahlen für die Praxis)
Betrachtet man die Entwicklung der den Beiträgen (Umlagen) in der gesetzlichen Unfallversicherung zugrundeliegenden Arbeitsentgelte und den Verlauf der Aufwendungen, wird überraschenderweise deutlich, dass sich beide im Diagramm ähnlich verhalten. Ein möglicher Erklärungsversuch ließe sich darin suchen, dass Löhne und Gehälter unter anderem im Zuge von Tarifverhandlungen regelmäßig nach oben angepasst werden und inflationäre Tendenzen, welche unter anderem Heilbehandlungen betreffen und zu einer Teuerung führen, ausgleichen können. Darüber hinaus sind gerade für Rentenleistungen, die maßgeblich an den Aufwendungen im Bereich der gesetzlichen Unfallversicherung beteiligt sind, die Jahresarbeitsverdienste (JAV) der letzten 12 Monate ausschlaggebend, weshalb Gehaltsänderungen sich hier regelmäßig widerspiegeln können.
Übersicht zur Verteilung der Aufwendungen in der gesetzlichen Unfallversicherung nach Bereichen (ohne Lastenausgleich; Quelle: Geschäftsbericht der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung 2010)
Wie sehen die Ausgaben der gesetzlichen Unfallversicherung aber im Vergleich zu anderen Zweigen der Sozialversicherung aus. Hält man die Aufwendungen in Höhe von 13,045 Mrd. Euro gegen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung von 176,492 Mrd. Euro, ist der Unterschied frappierend. Ähnlich deutlich ist der Unterschied im Vergleich zwischen Renten- und Unfallversicherung.